COP27 Nachlese

Von Claus P. Baumeister

23.11.2022, Viele versuchen, das fragwürdige Ergebnis der COP27 gegen alle frustrierenden Aspekte künstlich schönzureden. Aber es gibt real nicht einen einzigen Punkt, der die monetären und Klima-Kosten einer 40.000-Teilnehmer-Mamutkonferenz sowie die Unterzeichnung einer mühsam ausgehandelten Heiße-Luft-Abschlusserklärung rechtfertigen könnte. Ich hätte als Leiter einer Delegation diese Alibi-Veranstaltung unter Protest verlassen, anstatt einen faulen Kompromiss zu unterzeichnen, der nicht einmal ernsthaft ein solcher ist. Kein Fortschritt bei den Zielen, geschweige denn bei der Umsetzung der Maßnahmen, welche zu deren Erreichung überhaupt unabdinglich wären. Und die Lachnummer mit dem Klimafond, der arme Länder bei der Bewältigung der Klimafolgen helfen soll, ist eine Zumutung. Man hat ein Sparschwein aufgestelt und hofft, dass irgendwann irgendjemand etwas darin einzahlt.

Die deutsche Ampelregierung versagt ebenfalls auf ganzer Linie und ist übrigens trotz vollmundiger Bekundungen auch kein wirklich gutes Vorbild auf der COP gewesen. Mit viel sinnloser Steuerverschwendung, genannt „Entlastungen“, will sie offensichtlich die Bevölkerung „befrieden“ und nimmt dabei jede Ungerechtigkeit in Kauf, was aber nicht einmal zu wirklicher Empörung bei Opposition und NGOs führt. Da bekommen superreiche Villenbesitzer mit unzeitgemäßen Gasheizungen ihre Dezemberabschläge bezahlt und anschließend eine Subvention für 80% ihres zuvor exorbitanten Verbrauchs. Diejenigen, die vorher schon (Heiz-)Energie eingespart haben, sind leider die Dummen und zahlen ggf. noch die 20% normalbepreiste Menge, weil sie nicht weiter einsparen können. Und richtig veralbert werden alle, die schon vor Jahren oder Jahrzehnten vorausgegangen sind und auf (Bau-) kostenintensivere Passivhäuser gesetzt haben, die praktisch ohne Heizung auskommen, was inzwischen längst Standard sein sollte. Auf die Verzerrungen durch entsprechende Subventionen bei Unternehmen will ich hier gar nicht eingehen.

Energieverbrauch wird also völlg unfair belohnt. Das ist im höchsten Maße kontraproduktiv und verhindert die notwendigen Investitionen in die Transformation, die ohnehin kein Thema der Ampel zu sein scheinen. Exemplarisch dafür stehen die sechs neuen Floating-LNG-Terminals, deren Kosten sich bereits mehr als verdoppelt haben und sich allenfalls nach Jahrzehnten des Betriebs amortisieren. Zusammen mit langfristigen Lieferverträgen in diversen Erzeugerstaaten lassen wir uns gnadenlos auf eine jahrzehntelange Nutzung dieser „Brückentechnologie“ ein, anstatt uns endlich auf den Durchbruch der EE zu fokusieren. Wenn kleine PV-Anlagen völlig Bürokratie-frei wären und Windparks wie LNG-Terminals in wenigen Monaten genehmigt und gebaut würden, könnten wir uns – nach vorübergehenden Einschränkungen, bei denen man die Bevölkerung mitnehmen muss anstatt dauernd von „Entlastungen“ zu reden – aus der Fossilwirtschaft und damit auch aus der Umklammerung durch autokratische Staaten befreien.

Aus der Krise hilft übrigens nicht die Hoffnung, Gas-Infrastruktur zukünftig für Wasserstoff zu verwenden, und zwar ganz abgesehen von dem geringen Wirkungsgrad des intermediären Energieträgers H2 gegenüber direkten Elektrifizierung. Aus Katar wurde bereits unmissverständlich signalisiert, dass Europa damit weiter in der Abhängigkeit der Staaten des Nahen Ostens bleibt (aber auf Drohungen von Putin, Xi oder anderen Autokraten haben wir ja auch nicht reagiert). Dabei sollten wir unser Energieprobem zuhause lösen – und das ginge bei konsequenter Umsetzung tatsächlich, auch wenn Interessenträger das immer wieder in Frage stellen.

Mit herzlichen Grüßen
Claus P. Baumeister