Zum Tod von Prof. Adolf Goetzberger –

Von Irm Scheer-Pontenagel

Als ich die Besprechung des Buches von Prof. Adolf Goetzberger „Ein Leben für die Sonne und wie es dazu kam“ für das EUROSOLAR-Mitgliedermagazin SOLARZEITALTER 1/2021 schrieb, konnte ich nicht ahnen, dass ich zwei Jahre nach dem Erscheinen meines Textes im Februar 2023 von seinem Tod überrascht werden würde.

Prof. Goetzberger beschreibt in seinem Buch nicht nur sein „Leben für die Sonne“, sondern stellt im Titel auch heraus, „wie es dazu kam“. Das interessierte mich und so habe ich die Rezension gern vorgenommen, denn in seinen Aufzeichnungen lässt er den Leser an den wichtigsten Stationen seines Lebens teilnehmen.

So schildert er, geboren 1928, die Vor- und vor allem die Nachkriegszeit als eine Herausforderung für eine Generation, die auf Bildung und Ausbildung als Voraussetzung für eine erfolgreiche Berufsfindung hoffte.

Dazu bedurfte es Begabung und Mut. Goetzberger hatte beides: er studierte Physik in wirtschaftlich schweren Zeiten und schloss „in Rekordzeit“ seine Doktorarbeit ab; danach wagte er den „Aufbruch nach USA“.

„Ein Leben für die Sonne“ begann nach seinen Worten 1976. Als nicht reiner Forschertyp sei er immer besonders an Anwendungen interessiert gewesen. Mit der Gründung des Instituts für Solarenergiesysteme (später ISE) wurde das möglich. „Die Realisierung war alles andere als einfach, schon während der Gründung und später gab es viel Gegenwind. Vor allem konnte niemand einsehen, dass man diese Energiequelle auch in Deutschland nutzen konnte.“ So beschrieb er selbst die Gründungszeit. Was mich besonders erstaunte, war sein frühes konsequentes festhalten an der Möglichkeit der Autarkie und der damit verbundenen vorrangigen dezentralen Anwendung der Solarenergienutzung. In Vorträgen überrasche er die Zuhörer mit Fakten, die in jener Zeit erstaunen ließen wie der Frage nach der unterschiedlichen Einstrahlungsintensität zwischen der Sahara und Deutschland (Faktor 2,5).

Das energieautarke Haus ist sein „Lieblingsprojekt“ am Fraunhofer ISE gewesen. 1992 wurde es in Freiburg als erstes Praxisbeispiel in Deutschland eingeweiht. Es bot alle Voraussetzungen zur Autarkie, war bewohnt und als Anschauungsobjekt unverzichtbar. Für EUROSOLAR war es ein Glück, auf ein solches Projekt verweisen zu können.

Hermann Scheer würdigte Adolf Goetzberger 2006 in seiner Laudatio zur Verleihung des Deutschen Solarpreises von EUROSOLAR: „Als Prof. Dr. Adolf Goetzberger im Jahr 1981 das erste außeruniversitäre Solarforschungsinstitut in Europa, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE gründete, galt er noch als Pionier auf einem Feld mit ungewissen Zukunftsaussichten. Heute ist Prof. Goetzberger eine Koryphäe im Bereich der Erneuerbaren Energien.“

Sein Buch beschloss er mit dem Wunsch: „Als Motto meiner Todesanzeige wünsche ich mir (…) folgenden Satz aus dem ganz frühen Christentum: Credo quia absurdum (Ich glaube, weil es absurd ist), Verfasser unbekannt, zitiert von Tertullian und Augustinus.“ Das Zitat, steht für das Lebenswerk eines hervorragenden Wissenschaftlers und Forschers sowie für seinen Mut. Sein Wunsch hat mich sehr beeindruckt.

Im Gedenken gilt mein Mitgefühl besonders seiner Frau und seiner Familie.