Von A wie Ampelfarben über WWW bis Z

Aus dem Kuratorenkanal von Claus P. Baumeister

Ampel in neuer Farbenlehre

Gemeinhin kennt man die Ampelfarbe gelb als äußerst flüchtig zwischen rot und grün. Unsere Regierungsampel scheint hingegen einem besonderen Algorithmus zu folgen und hartnäckig auf gelb zu verharren, ähnlich den Fake News in Social Media. Höchst selten wechselt die Farbe und wenn, dann meist zu rot, obgleich gelb rein physikalisch gesehen in der additiven Farbmischung aus gleichen Anteilen rot und grün zusammengesetzt sein müsste. Grün mag die Ampel leider überhaupt nicht, weil sie dafür die rote Karte des Wahlvolkes fürchtet, weshalb sich immer lange Staus auf der „Straße des Klimaschutzes“ bilden.

WWW ohne World Wide Web

W wie Wohltaten

Ganz abseits der ursprünglichen Bedeutung, steht WWW hier für Wohltaten, Wärmepumpen und Wallboxen. Natürlich möchten die Ampelfarben, sorry Parteien, wiedergewählt werden. Was liegt also näher, als das Wahlvolk aus angeblich mündigen Bürgern immer wieder mit Geschenken zu verwöhnen – auch wenn der Klimaschutz dabei auf der Strecke bleibt. Alle sind selbstverständlich dafür, aber bitte nicht mit eigenen Abstrichen an der Komfortzone oder gar persönlicher Kostenbeteiligung.

Mit Wohltaten und Geschenken wirft die Ampel nur so um sich. Schließlich wird man noch irgendeinen Sparstrumpf im Haushalt entdecken oder gleich ein weiteres Sondervermögen erfinden. Die insbesondere aus der gelben Ecke angesagte Haushaltsdisziplin mit für 2024 angestrebter „schwarzer“ Null (gut wenn die Null nicht rot ausfällt) kann man leicht aus den Augen verlieren, wenn es um die Befriedigung von Klientel- bzw.  Lobbyinteressen geht. Dass dann kein Spielraum mehr für so „unwichtige“ Aufgaben wie konkrete Klimaschutzinvestitionen, Kindergrundsicherung oder adäquate Krankenhausreform (BMG Lauterbach: „Das gibt der Haushalt nicht her“) existiert, muss doch jeder durch die gelbe Brille einsehen – oder?

Man hätte vielleicht vermuten können, dass der völlig unangebrachte und vor allem Vielfahrer mit verbrauchsintensiven SUVs begünstigende Tankrabatt im Sommer 2022 ein Ausrutscher im kriegsbedingten Ölpreisschock war. Aber weit gefehlt. Die Ampel hat bis heute ihre Spendierfreudigkeit erhalten und damit sogar Klimaschutzlenkungseffekte konterkariert. Der sonst nichtssagend führende Kanzler hat sich mit einem „Doppelwumms“ aus dem Fenster gelehnt und mit Gas- und Strompreisdeckel wieder vor allem diejenigen Bürger belohnt, die auf „großem (CO2-)Fuß“ leben, also in ihren Villen jede Menge Gas verheizen und Strom verbrauchen. So werden hunderte Milliardenbeträge nicht nur in unsozialer Schieflage ausgeschüttet und gleichzeitig der Wille zum Energiesparen ad absurdum geführt.

Man hatte auch keine Hemmungen, die lenkungsrelevante Angst vor einer drohenden Energiemangellage im Keim zu ersticken, indem man überall auf der Welt den Autokraten der Fossilförderländer viel zu teure und langfristige Gasverträge aus den Rippen geleiert und im neuen „Deutschlandtempo“ Überkapazitäten von LNG-Terminals aus dem Boden gestampft hat. Dabei sieht die Umwelt- und Klimabilanz von (Fracking-)LNG schlechter als die der billigen heimischen Kohle aus, die aber weiterhin das klimaschädliche Feindbild abgibt.


W wie Wärmepumpen

Und nun arbeiten sich gelb dominierte Ampel, nachplappernde Medien und hysterische Bevölkerung an den schon seit Jahrzehnten verfügbaren Wärmepumpen ab, die mittlerweile klammheimlich im s.g. Heizungsgesetz (Gebäudeenergiegesetzt GEG) zu „technologieoffenen“, „klimaneutralen“ Irgenwie-Wärmeerzeugern mutiert sind. Auch wenn Habeck das GEG noch so sehr als Erfolg verkauft, bleibt die eigentliche Intension, ab 1.1.2024 keine fossilen Wärmeerzeuger mehr zu dulden, komplett auf der Strecke. Durch den gleitenden Übergang vom ursprünglich geplanten geriatrischen Privileg, als Über-80-Jährige(r) Narrenfreiheit zu genießen, zur Verschonung von Altbauten, hat man kurzfristig bereits mehr als 50% des Potenzials geopfert.

Und wer ist auf die Schnapsidee mit der Abhängigkeit von einer kommunalen Wärmeplanung gekommen? Die Frage, die hier allseits in den Medien aufgeworfen wird, ob die Kommunen diese Planung in zwei bzw. vier Jahren auf die Reihe bekommen, ist hier völlig irrelevant. Entscheidend ist vielmehr, in welcher Zeit und welchem Umfang neue Wärmenetze oder wesentliche Erweiterungen bestehender Strukturen umsetzbar sind. Zu befürchten ist leider, dass ohne vorhandene geeignete (Ab-)Wärmequellen und Verteilstrukturen nur wenigen Kommunen bzw. Betreiber überhaupt in Nah- oder Fernwärme investieren werden, und dass es Jahrzehnte dauern könnte. Dann sollten Wärmenetze jedoch obsolet sein, weil gut isolierte Gebäude ohnehin mit minimalem Wärmebedarf auskommen, so wie das bei Passivhäusern seit mehr als 20 Jahren der Fall ist.

Als vollkommene Nullnummer des GEG muss man allerdings die von der gelben „Technologieoffenheit“ getriebene Auswahl „klimaneutraler“ Systeme bezeichnen. Weil alle sich über die Dominanz (keineswegs ausschließlich) von Wärmepumpen im ursprünglichen und zu früh geleakten Entwurf des GEG aufgeregt haben, mussten natürlich technologieoffene Alternativen her, obgleich die Wärmepumpe nun mal die effizienteste und allein mit direktem regenerativen Strom betreibbare Wärmequelle darstellt.

So erleben die – wider alle Beteuerungen – nicht klimaneutrale und zudem durch Abgase und Feinstaub umweltbelastenden Holzpelletheizungen eine fröhliche Wiederauferstehung – dank hervorragender Arbeit ihrer Lobbyverbände. Sogar Öl geht noch, aber nur nachdem man sich in einer Pflichtberatung über die Konsequenzen des Schwangerschaftsabbruchs – pardon – prolongierten Ölkonsums informiert hat. Irrer geht’s wirklich nimmer. Oder doch?

Gas geht auch in Zukunft noch „klimaneutral“, wenn die Industrie „H2-ready“ auf die Therme schreibt. So hat sich – nach dem ebenso unsinnigen e-Fuel-Narrativ zur Blockade des EU-Verbrenner-Aus – auch dieses gelbe Narrativ erneut nahezu widerspruchslos durchgesetzt. Dass es sich um Lobby-getriebene Fake News handelt, egal. Die Protagonisten wissen sehr genau, dass diese Art von „klimaneutral“ eine reine Luftnummer darstellt. Schließlich ist Wasserstoff kein Primärenergieträger und muss deshalb mit geringem Wirkungsgrad per Elektrolyse hergestellt werden. Zusammen mit der ineffizienten Verbrennung bei viel zu hohen Temperaturen resultiert daraus, dass man mindestens die sechsfache Menge an regenerativem Strom im Vergleich zur Wärmepumpe benötigt. Auf absehbare Zeit wird es ohnehin keine Übermengen an grünem H2 geben, die – neben der Anwendung in Schwerindustrie und Luftfahrt – eine Verschwendung in Gebäudeheizungen erlauben würde.

Als wäre der Unfug in der Sache nicht schon erschöpfend ausgereizt, setzt man zusätzlich eine absurde Förderung „(65%-)klimaneutraler“ Heizsysteme an, weil – und da schließt sich der Kreis zu den Wohltaten (s.o.) – das Wahlvolk ein wenig finanziell bespaßt werden will, um Klimaschutz nicht nur verbal zu unterstützen. Sozial ausgewogen sollte es werden. Aber was macht eine Regierung daraus, die nicht mit Geld umgehen kann („whatever it takes“) oder die kleine gelbe Klientel im Auge hat? Man „haut mal ordentlich was raus“:

Dabei geht man erst mal von sehr teuren Wärmepumpen aus. Von mehr als 30 T€ ist ständig die Rede. Dabei ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe trotz ohnehin zur Zeit überzogener Preise (Goldgräberstimmung triff auf Fachkräftemangel) nur wenige tausend Euro teurer als eine Öl- oder Gasheizung. Da geht es meist um weniger als 8.000 €, mit Installation vielleicht 10.000 €. Alles andere sind die Komponenten „außenherum“, also die Warmwasser- und Pufferspeicher, die Pumpen und Ventile etc.. Wenn die zu ersetzen sind, kostet auch die fossile Heizung wesentlich mehr (Sowieso-Kosten). Anderenfalls können Komponenten oft auch bei einem anderen Wärmeerzeuger erhalten bleiben.

Und dann kommt die „sozial ausgewogene“ Förderung. Ab 30% gehts los, auch für Einkommensmillionäre, die sich in ignoranter Weise noch vor kurzer Zeit für eine Gasheizung in ihrer Villa entschieden hatten. Ja, gehts noch? Muss man neue Heizungen aus Steuermitteln fördern, wenn der Hauseigentümer sie ohne weiteres auch selbst bezahlen kann? Wie wäre es dann mit einem schicken neuen Bad (vielleicht mit Spar-Armaturen) oder einer neuen Küche auf Kosten des Steuerzahlers?

Mit einer sehr unflexiblen Einkommensgrenze lässt sich die Förderung dann auf 70% treiben, und das für die gesamte Anlage, die damit auf Steuerzahlerkosten runderneuert wird. Wenn man es geschickt anstellt, kommt man deutlich billiger weg, als eine defekte fossile Heizungsanlage einfach auszutauschen. Über den irren „Geschwindigkeitsbonus“ von 20% wollen wir uns hier gar nicht mehr auslassen.


W wie Wallboxen

Auch BMDV Volker Wissing hat offensichtlich den Segen seines gelben BMF Christian Lindner, Haushaltsdisziplin salopp auszulegen und ein wenig spendierfreudig aufzutreten. Obgleich er außer einem 49€-Bahnticket absolut nichts zur Erreichung seiner Klimaziele unternimmt und sich sogar standhaft einem kostenlosen, allseits üblichen und mit positiven Nebeneffekten einhergehenden Tempolimit widersetzt, sondern sich sogar durch Entschärfung des Klimaschutzgesetzes von seiner Ressortverantwortlichkeit entbinden lässt, möchte er die Elektromobilität fördern. Die ist natürlich grundsätzlich gut, auch wenn sich übermotorisierte dicke E-SUVs ohne Tempolimit auf der Autobahn austoben können und mit einem hohen Kohlestromanteil betrieben werden.

Jetzt macht er also fast eine Milliarde € für Ladestationen locker, mehr als die Hälfte für private Wallboxen. Das macht Sinn, jedenfalls für die Hersteller von Wallboxen. Jeder, der seit Jahren ein E-Auto fährt, weiß, dass man für den Kurzstreckenverkehr zu Hause ganz einfach mit 2,2 kW über die normale Steckdose laden kann, weil das Auto meist relativ lange an Ort und Stelle steht. Die langsame Ladung mit geringer Ladeleistung schont die Batterie im Fahrzeug und – sofern vorhanden – an der PV-Anlage und verhält sich netzkonform, wenn doch mal Bezugsstrom verwendet werden muss.

Es bedarf folglich keiner (ggf. subventioniert) überteuerten Wallboxen im privaten Bereich. Die Probleme der E-Fahrer:innen liegen ganz anders. Viele Wohnungsbesitzer:innen oder Mieter:innen, aber auch Hausbewohner:innen in Siedlungen fernab vom Straßenzugang (ggf. sogar mit eigener PV), haben zuhause überhaupt keinen eigenen Stromanschluss zur Autoladung verfügbar. Außerdem fehlen öffentliche Ladesäulen an Fernstraßen mit einheitlichen flexiblen Bezahlungsmöglichkeiten und fairen Preisen, die offen kommuniziert werden. Wallboxen sind deshalb ein „Nebenkriegsschauplatz“ der E-Mobilität zugunsten ihrer Produzenten.


Z wie Zumutung

Also, Z steht hier nicht für den „Spezialoperation“ genannten russischen Überfall auf die Ukraine, sondern für Zumutung oder Zähler. Zumutungen für Bürger lassen sich immer dann beherzt durchsetzen, wenn sie der Bürger nicht merkt. So finden fast alle die Digitalisierung gut und damit auch die neumodischen „intelligenten“ Zähler, genannt SmartMeter. Da keiner (inkl. BMWK Habeck und seinen Staatssekretären) versteht, was da wie funktioniert und welche Folgen es auslöst, kann man den schon im entgleisten „Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende“ von 2016 erfundene SmartMeter-Rollout beschleunigen, das heißt den Bürgern diese Geräte zwangsweise „aufs Auge drücken“, ihnen ggf. noch einen WLAN-Zugang oder Routeranschluss abnötigen oder ihnen eine LTE/5G-Funke in den Keller pflanzen.

Das wäre freilich nicht der erste Schritt, mit dem Netzbetreiber als Unternehmen auf abenteuerliche Weise in das private Eigentum eingreifen dürfen. Hier haben es die über 900 Netzbetreiber mit ihren unterschiedlichen Technischen Anschlussbedingungen (TABs) schon immer geschafft, vermeintlich hoheitliche Aufgaben im Keller der Verbraucher:innen und Prosumer:innen zu erfüllen. Sie beanspruchen dort ncht nur mindestens einen Zählerplatz, sondern regeln gleich Aussehen, Größe und Aufteilung des Zählerschrankes inkl. fiktiver Reserveplätze und APZ-Feld mit, obgleich sie dieses Privateigentum eigentlich nicht das Geringste angeht.

Nun hat sich BMWK Robert Habeck von den Lobbyisten einreden lassen, die Digitalisierung müsse vorangetrieben werden, und eine Energiewende ohne SmartMetering sei praktisch unmöglich. Ohne dieses Thema hier erschöpfend zu behandeln, seien einige Fake-Prämissen hier kurz aufgelistet:

  1. SmartMeter ohne Internet-Gateway sind praktisch wertlos, weil sie nur sehr schwerfällig Informationen für die Prosumer:innen selbst liefern, aber teurer als konventionelle Messeinrichtungen inkl. ebenfalls noch zeitgemäßer eHZ sind.
  2. Die vielfach versprochenen Vorteile für Verbraucher:innen mit dynamischen Stromtarifen gibt es – bis auf wenige Modellregionen – auf lange Sicht nicht, und wenn es sie gibt, sind sie völlig intransparent und für Verbraucher:innen kaum angemessen steuerbar, um Kostenvorteile auszuschöpfen.
  3. Für die Aufrechterhaltung der Netzstabilität sind die Detaildaten aus einzelnen Haushalten völlig überflüssig. Dafür genügt das Metering an den Endpunkten des 10KV-Mittelspannungsnetzes.
  4. Die Energiedetaildaten eines Haushalts sind profilierungsfähig, d.h. sie ermöglichen eine ziemlich genaue Aussage über die Lebensweise der Bewohner. Das ist völlig inakzeptabel.
  5. Der Datenschutz ist keinesfalls gewährleistet. Man redet sich heraus mit einer sicher verschlüsselten Übertragung. Die gibt es ohnehin nicht, aber es geht überhaupt nicht um Cyberattacken von Hackern, sondern um die berechtigten Empfänger der Daten und deren Weitergabe an Dritte für neue Geschäftsmodelle, die im Gesetz ausdrücklich erlaubt werden.
  6. Zentrale, KI-gesteuerte Regeleingriffe in private Verbrauchs- und/oder Erzeugungsanlagen durch den Netzbetreiber sind überflüssig, entmündigend und brandgefährlich, weil sie ein höchst vulnerables Netz mit Rezentralisierung durch die Hintertür der Digitalisierung schaffen.

Wünschenswert wäre ein lokales SmartMetering mit lokalem Lastmanagement, um die Netzvolatilität durch Hochlast-Verbraucher und Energieerzeuger inkl. batteriegestützter PV weitgehend zu nivellieren. Der verbleibende Ausgleich muss auf der jeweils nächsten Netzebene (Verteilnetz, dann Übertragungsnetz) geschehen, und zwar sowohl mit Groß-PV, Windkraft und Reservekraftwerken, als auch mit flexiblen Lasten bei einem Überangebot von grünem Strom im Netz. Hier können Industrieunternehmen, Batteriegroßspeicher (>10 MWh) und die ansonsten ineffiziente Wasserstoff-Elektrolyse ihren Beitrag leisten.

Dies sind nur einige Argumente, die das in Drückermentalität angeschobene SmartMeter-Rollout als für Verbraucher:innen und Energiewende nutzlose Netzbetreiber- und Industriesubvention (zweistelliges Milliardenumsatzvolumen mit neuen Zählern und Gateways) entlarvt.

Mit herzlichen Grüßen
Claus P. Baumeister