Verheerende Hitze, vernichtende Brände, verurteilte Greta, verdrängende Bürger, verirrte Politiker, verherrlichter Wasserstoff, verlängerte Energiepreisdeckel und verschwendete Steuergelder

Aus dem Kuratorenkanal von Claus P. Baumeister:

Rund um das Mittelmeer, aber auch vielerorts anderswo auf dem Globus, leiden die Menschen unter extremen Temperaturen bis oder sogar über 50°C (Juli 2023 bisher heißester Monat weltweit, wenn auch nicht im Nordwesten Europas), während andere von Starkregen, Hagel, Überschwemmungen und Stürmen heimgesucht werden. Gleichzeitig schlagen von Portugal bis Griechenland, in Kanada, Kalifornien und weiteren Trockengebieten unzählige vernichtende und kaum noch kontrollierbare Waldbrände zu. Dabei werden massenhaft Häuser, Gewerbe, landwirtschaftliche Flächen und vor allem Wälder zerstört, die jetzt CO2 freisetzen anstatt als dringend benötigte natürliche CO2-Senken zu fungieren. Einige kosten sogar direkt Menschenleben.

Tausende Einwohner und Touristen wurden z.B. auf Rhodos evakuiert. Was sagen die Betroffenen dazu? Die Einwohner Südeuropas sind eher optimistisch und so reden alle vom Wiederaufbau (natürlich mit Unterstützung), ohne sich darüber bewusst zu werden, dass sie das nicht nach einem „Jahrhundertereignis“ machen, sondern vermutlich alle paar Jahre wiederholen können. Die Touristen nehmen es meist gelassen, weitere strömen per Flugzeug in die betroffenen Regionen, werden wohl kaum länger an den Klimawandel denken, die nächste Flugreise planen und zuhause in die energie- und konsumfreudige Komfortzone zurückfallen. In den Medien betrachten Unbeteiligte das Inferno mit Masseneinsatz von Feuerwehren und auch mal abstürzenden Löschflugzeugen wie einen Blockbuster-Thriller.

Der letztlich in vielerlei Auswirkungen Milliarden von Menschen bedrohende Klimawandel ist immer noch kein Anlass, jetzt sofort und ohne Rücksicht auf Einzel- oder Wirtschaftsinteressen mit „Multi-Wumms“ weltweit umzusteuern. Niemand kann das übliche Politiker-„Blahblah“ so gut vokalisieren wie Greta Thunberg. Nicht dafür, aber für die Beteiligung an Klimablockaden, wie sie auch hierzulande von der „Letzten Generation“ praktiziert werden, wurde sie kürzlich von einem schwedischen Gericht „schuldig“ gesprochen und bestraft. Auch das kennt man von Blockierern in Deutschland und besonders in Bayern. Sie werden dafür verurteilt, dass sie die Blockaden als Notwehr gegen die Tatenlosigkeit der politischen und wirtschaftlichen Führer in Europa und der Welt verstehen. Diese schädigen nämlich durch ihre Untätigkeit die Gesundheit und das Leben unzähliger Menschen und die Natur, aber bleiben gleichwohl völlig unsanktioniert – übrigens auch einige das ganze Land mit Streiks blockierenden Gewerkschaften, die das zum Eigennutz der Mitglieder völlig legal tun dürfen.

Ignorantes Wahlvolk, von spendierfreudiger Politik unterstützt

Dass die Bürger mehrheitlich zwar den Klimaschutz befürworten, aber offenschtlich nicht freiwillig aus der Komfortzone treten, haben wir schon in einigen Beiträgen „gewürdigt“. Sie werden leider auch allzu oft von ihrer Verantwortung entbunden, weil ihr Impact angeblich zu schwach sei. Bullshit. Sorry, aber die Industrie liefert das, was der Markt verlangt, sei es jede Menge (subventionierte) Energie, eine stromfressende Spielekonsole oder einen fetten SUV-„Stadtpanzer“. Deshalb braucht es gesetzliche Regulierungen, auch wenn die üblichen Verdächtigen sofort die angebliche „Verbotskultur“ angreifen. Warum ist es wohl verboten, bei Rot über Kreuzungen zu fahren? Weil das sein muss, um allen Verkehrsteilnehmern ein sicheres Überqueren ohne Unfall zu gewährleisten. So sollte es doch auch gerechtfertigt sein, Verbote und Gebote im Interesse von Milliarden Menschen und der Natur zu definieren.

Nun glaubt unsere zwar zerstrittene, aber gleichwohl wenig selbstkritische und überwiegend (aus den falschen Gründen) zur Zeit so ungeliebte Ampelregierung, sie hätte bisher alles richtig gemacht, insbesondere seien wir doch trotz Ukraine-Krieg und Energiekrise gut durch den Winter gekommen, was überwiegend nicht ihr, sondern dem milden Klima zu verdanken ist. Natürlich hat man auch zu hohen Kosten bei allen Fossil-Despoten dieser Welt viel zu viel Gas eingekauft und langfristig erdrückende Verträge geschlossen. Zusätzlich mussten Geschenke an die ständig unzufriedenen Bürger verteilt werden, und zwar nicht nur an die Bedürftigen – und an die zu wenig. Vom völlig absurden temporären Tankrabatt im Sommer 2022 über zahlreiche Sondersubventionen bis zum dreistellige Milliardensummen aus frei erfundenem „Sondervermögen“ verschlingenen „Doppel-Wumms“ des Nicht-„Klimakanzlers“ Scholz wurde reichlich mit der Gießkanne Steuergeld verteilt. Von Beendigung kontraproduktiver Fossilsubventionen hingegen keine Spur.

Habeck mit „schwarzer Kasse“ gegen den Deindustrialisierungs-Alptraum

Man musste nicht lange darauf warten, dass der besonders durch das GEG-Debakel teilweise zu unrecht angezählte Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck mit weiterer Spendierfreudigkeit um die Ecke kommt, um sich mit Wahlvolk und Industrie wieder zu versöhnen. Ersteren wird prompt eine Fortsetzung der durch Steuermittel gedeckelten Gas- und Strom-Mondpreise über 2023 hinaus versprochen – whatever it takes. Schön blöd, wenn ein Versorger dabei den Strompreis knapp unter den gedeckelten 40 ¢ hält, könnte er doch weiterhin einen kräftigen Schluck aus der Pulle nehmen, ohne den Kunden zu verärgern oder gar zu verlieren.

Der ach so wettbewerbsgehinderten Industrie, die immer noch reichlich Gewinne auszuschütten vermag, avisiert er schon mal einen Industriestrompreis von 6 €¢/kWh. Das ist ein Skandal und absolut kontraproduktiv. Gedroht wird natürlich reichlich mit dem Gespenst der Deindustrialisierung. Zurecht, was die kaputte Solar-, Windkraft-, IT- und UE-Industrie angeht, deren Wiederbelebung natürlich auch mit reichlich Steuergeld angeschoben wird (z.B. 10 Mrd. € für die ChipFab von Intel in Magdeburg). Aber Schwerindustrie? Müssen wir die unbedingt behalten? Stahl- und Aluminium-Hütten sind gigantische Energiefresser bei vergleichsweise wenig Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. Warum kann man diese nicht in den Ländern (Europas) ansiedeln, wo regenerative Energie im Überfluss zur Verfügung steht, anstatt sie hier zu subventionieren und via Wasserstoff klimaneutral zu machen?

Habeck und Wissing im Wasserstoffwahn

Damit wären wir beim jüngsten Coup des BMWK Habeck, der Wasserstoff-Strategie, die er sich nicht nur von der Lobby hat aufschwätzen lassen, sondern auf die er auch noch stolz ist. Hat er sich jemals gefragt, warum er die Energiewende mit der Brechstange von hinten aufzäumen will? Warum sollte mit schlechtem Wirkungsgrad aus erneuerbarem Strom grüner Wasserstoff für die Schwerindustrie hergestellt werden, solange nicht einmal die Hälfte des Stromverbrauches aus EE kommt und direkt elektrisch viel effizienter eingesetzt werden kann. Der Stromverbrauch selbst wird in den nächsten Jahren drastisch ansteigen. Dafür sorgen E-Mobilität, Wärmepumpen, zunehmend stark nachgefragte Klimaanlagen, Elektrifizierung anderer Geräte und nicht zuletzt die immer mehr um sich greifende IT/UE, ausufernde Internet-Datendurchsätze und KI/AI mit dem Ruf nach immer mehr Bandbreite – überwiegend überflüssig.

Macht es unter diesen Bedingungen irgendeinen Sinn, weiter dem H2-Hype zu verfallen und transformationswillige Industrie mit viel Steuergeld von eigenen Anstrengungen zu entlasten, also dem Prinzip „Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren“ zu folgen? Geradezu peinlich wirkte für differenzierte Zeitgenossen die Übergabe des fast (ein paar Euro haben in der Kasse wohl gefehlt) 2 Mrd. € schweren „Spendenschecks“ der Steuerzahler von Habeck an den Thyssen-Krupp-Konzern.

Aber damit nicht genug. Man verspricht auch den Ausbau einer kostspieligen Wasserstoff-Pipeline-Infrastruktur, wenn auch teilweise durch Nachrüstung von Erdgasleitungen. Dabei wissen alle nicht interessengebundenen Experten, dass H2 wegen des geringen Wirkungsgrades seiner Herstellung allenfalls für Schwerindustrie und Schiffs-/Flugverkehr in Frage kommt und dafür als Intermediärenergieträger auch weitgehend lokal/regional nahe an den Großverbrauchern mit Überschuss-EE-Strom produziert werden müsste

Der Anti-Klimaschutzminister und CO2-Einsparungsvollversager BMDV Volker Wissing ist natürlich bei Wasserstoff-Strategie und H2-Netz voll dabei, sieht er doch weiter auch den PKW- und LKW-Verkehr sowie das Heizen als dankbare Anwendungen von H2. Das kann jetzt wirklich nicht mehr wahr sein. Wer erklärt diesem Minister endlich einmal, wie ineffizient diese H2-Einsätze wären. Aber vielleicht ist er gar nicht so dumm, sondern nur Lobby-Vertreter – Klimaschutz verbal und sonst egal. Selbst LKW werden schon heute und erst recht in wenigen Jahren bei erheblich verbesserten Batteriekapazitäten voll elektrisch betrieben werden können, und bei PKW haben praktisch alle Hersteller die Brennstoffzellentechnik bereits aufgegeben. Wasserstoff in Gasthermen zu verfeuern, ist sowieso ein No-go. Wozu also ein teures und aufwändiges H2-Netz aufbauen?

Das Allerletzte

Zum Schluss bleibt bei aller Ampel-Kritik die Frage, wer denn in Deutschland „die Karre aus dem Dreck ziehen“ könnte. Sicher nicht die Opposition, die leider noch überhaupt nicht kapiert hat, dass der Klimawandel nicht verhandelbar ist. Wer dann? Hierauf keine Antwort mehr zu haben, wäre eigentlich eine Bankrotterklärung der Demokratie und gefundes Fressen für Klimaleugner aus der bedrohlich erstarkenden rechten Ecke. Wollen wir das wirklich zulassen?

Mit herzlichen Grüßen
Claus P. Baumeister