Zum Tod von Rosa Hemmers – Nachruf

von Irm Scheer-Pontenagel: Am 8. November 2023 ist das langjährige EUROSOLAR-Vorstandsmitglied Rosa Hemmers plötzlich und unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Uns alle hat ihr Tod überrascht und betroffen gemacht.

von Irm Scheer-Pontenagel

Am 8. November 2023 ist das langjährige EUROSOLAR-Vorstandsmitglied Rosa Hemmers plötzlich und unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Uns alle hat ihr Tod überrascht und betroffen gemacht.

Ich lernte Rosa Hemmers 1988 kennen, als wir mit Hermann Scheer und vielen anderen EUROSOLAR gründeten. Als Dipl-Geographin und als damals langjährige Projektleiterin des Informationsdienstes zu Erneuerbaren Energien BINE (1980 bis 1990) nutzte sie ihre umfassenden Erfahrungen zum Thema Erneuerbare Energien. Sie beeindruckte mit Fähigkeiten und Kenntnissen, die sie beim Aufbau von EUROSOLAR – und besonders nach der Gründung der Deutschen Sektion (1992) – kontinuierlich einbrachte. Sie wurde 1994 zur Stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Sektion gewählt und bei den Wahlen 1997, 1999 und 2002 von den Mitgliederversammlungen bestätigt. Vorsitzende der Deutschen Sektion wurde sie 2005 und 2007, zudem Vizepräsidentin von EUROSOLAR.

Bei den Stadtwerken Aachen (STAWAG) leitete Rosa Hemmers von 2001 bis 2017 die Stabsstelle Energieeffizienz und Innovation. Ihre praxisorientierte Kompetenz aus der Arbeit eines großen Stadtwerks setzte sie engagiert in der Projektarbeit bei EUROSOLAR ein. Schnell wurde sie so zur geschätzten Fachfrau für Fragen der regionalen Energieversorgung. 

1994 stellte ich das Programm für eine „Kommunale Solarenergie-Initiative (KSI) in unserer Mitgliederzeitung SOLARZEITALTER vor, als Positionierung in Fragen der Energiesicherung auf kommunaler Ebene. Nach der EUROSOLAR-Konferenz „Erneuerung von Gemeinden und Regionen mit Erneuerbaren Energien“ 1996 in Ulm erschienen die Ergebnisse der Konferenz 1998 als Buch und Leitfaden für Vereine und Kommunen. EUROSOLAR gründete 2006 die bis heute jährlich stattfindende Konferenz-Serie „Stadtwerke mit Erneuerbaren Energien“. Das Buch von Hermann Scheer „Energieautonomie – Eine neue Politik für erneuerbare Energien“ wirkte in Diskussionen als grundlegende Argumentationshilfe. Rosa Hemmers unterstützte uns bei allen Konferenzen: „Ihr Thema“ war und blieb die „Rekommunalisierung“ der Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien, dezentral und regional mit Programmen zur direkten Verknüpfung von Produktion und Verbrauch als Forderung.

2004 formulierte sie in der Festschrift zum 60. Geburtstag von Hermann Scheer das Programm „Stadtwerke mit Zukunft“ und stellte dies der damaligen Politik der Stadtwerke ohne Zukunft entgegen.

In diesem Jahr fand die 15. EUROSOLAR Stadtwerke-Konferenz statt, unter dem Motto: „Energiewende durch Bürger und Kommunen“. Dazu schrieb sie, es gehe um die Bedeutung und Potentiale von Stadtwerken und Bürgerenrgiegenossenschaften für eine innovative dezentralisierte und erneuerbare Energieversorgung … mit dem Zusammenspiel von Stadtwerken und Energiegenossenschaften. „Die Erneuerbaren Energien können dort ihre Stärke besonders gut ausspielen, wo Produktion und Verbrauch nah beieinander liegen. Dies ist die örtliche Ebene, wo alle vorhandenen Potenziale optimal für die Strom-, Wärme- und Mobilitätsversorung klimafreundlich genutzt werden können“ (SZA 1/2023).

Rosa Hemmers war nicht nur für EUROSOLAR in verschiedenen Positionen ehrenamtlich aktiv. Als EUROSOLAR 1998 den Verein „Grüner Strom Label e.V“ zusammen mit weiteren Umweltorganisationen wie BUND, NABU, IPPNW u.a. initiierte, übernahm sie dort für viele Jahre die Geschäftsführung. Dieser wichtige Verein vergibt Gütesiegel für Grünen Strom – seit 2014 auch für Grünes Gas – und sorgt mit den Zertifizierungen für mehr Glaubwürdigkeit und Transparenz auf dem Öko-Energiemarkt.

EUROSOLAR wurde von Hermann Scheer als internationale Organisation nach deutschem Recht gegründet. Das spiegelte sich im Namen des Vereins wieder. 1989 wurden in Italien und Österreich die ersten nationalen Sektionen gegründet. Damit und mit der Gründung der Deutschen Sektion, der größten Sektion, wurde ein Verbandsorgan zur Kommunikation zu einer zentralen Aufgabe der europäischen Organisation. Über verschiedene Formate und Layouts entstand so das „SOLARZEITALTER – Politik, Kultur und Ökonomie Erneuerbarer Energien“ (SZA) als Quartalszeitschrift für den deutschsprachigen Raum. Als langjährige Herausgeberin sah ich es als wichtigste Aufgab an, die Mitglieder in unserem Print-Medium – neben der digitalen Informationsebene – umfassend über die Aktivitäten von EUROSOLAR zu informieren. Rosa Hemmers war von Anfang an im Redaktionsbeirat aktiv dabei. Als ich 2022 nach über 35 Jahren die Herausgeberschaft an EUROSOLAR abgab, hat es mich sehr gefreut, dass Rosa Hemmers sich sogleich als Vorstandsmitglied verantwortlich für die Weiterführung fühlte und in ihrem Editorial zur Ausgabe 1/2023 verdeutlichte, dass sie die Gestaltung des SOLARZEITALTER in der bisherigen Form beibehalten werde.

Leider ist es bei dieser einen Ausgabe in ihrer Verantwortung geblieben. Ihr Mitwirken und Gestalten der Aktivitäten von EUROSOLAR in und für den Verein EUROSOLAR war umfassend. Sie war nicht nur aktiv in den verschiedenen Vorständen, im Redaktionsbeirat des SZA, in der Jury für die deutschen und europäischen Solarpreise. Sie übernahm darüber hinaus wichtige Aufgaben auf nationalen wie internationalen Konferenzen und fühlte sich mitverantwortlich für die Arbeit der EUROSOLAR-Geschäftsstelle, besonders in der schweren Zeit der Pandemie. Absagen von EUROSOLAR-Konferenzen und Arbeitszeitverkürzung für die MitarbeiterInnen wurden nötig und waren belastend. Da sie auch zeitweise Schatzmeisterin war, wusste sie um die Probleme gemeinnütziger Vereine, wusste um die grundlegende Rolle der Mitgliederwerbung, der Basis einer unabhängigen Finanzierung. Für all das hat sie sich als Vorstandsmitglied besonders seit 2015 verantwortungsbewusst eingesetzt. Vielleicht war es manchmal zu viel. In persönlichen Gesprächen wurde das deutlich, wenn wir uns über unsere Rolle als „Oma“ austauschten. Für sie war dieser Lebensabschnitt – im Vergleich mit meiniger Übung – recht neu. Bei solchen Gelegenheiten betonte sie dann, es sei wohl bald an der Zeit „etwas kürzer zu treten“, um den Einstieg der Enkelin ins Leben „begleiten“ zu können. Ich hätte es ihr sehr gewünscht.

Meine Gedanken sind bei ihrer Tochter und Enkelin und ich teile ihre Trauer!

Irm Scheer-Pontanagel