Weltklimakonferenz: Mehr als Bla-bla-bla?

Von Franz Alt, erschienen im SOLARZEITALTER 2-2022

Von Franz Alt

Als 1995 die erste Weltklimakonferenz in Berlin unter dem Vorsitz der damaligen Umweltministerin Angela Merkel stattfand, sagte Hermann Scheer zu mir: „Erwarte nicht zu viel. Das wird überwiegend leeres Geschwätz“. Als 2021 in Glasgow die 26. Cop (Conference of the parties) stattfand, kommentierte Greta Thunberg das Ergebnis so: „Bla-bla-bla“. Beide hatten recht.

Das einzig wirkliche Ergebnis aller bisherigen 26 Weltklimakonferenzen: Dem Klima geht es immer schlechter. 1995 wurden global jeden Tag etwa 100 Mio. Tonnen Treibhausgase emittiert – heute sind es 180 Mio. Tonnen. Täglich. Das ist morgen so und übermorgen und jeden Tag der nächsten Woche und des nächsten Monats und des nächsten Jahres. Alle wissen, dass der Planet diese Entwicklung auf Dauer nicht aushalten kann. Aber alle machen weiter, obwohl auch alle wissen, dass es dann nicht weiter gehen kann. Wir verbrennen die Zukunft unserer Kinder und Enkel.

Das Artensterben ist genau so dramatisch wie die Klimakatastrophe, auf die wir zurasen. Jeden Tag rotten wir – auch durch den Klimawandel – 180 Tier- und Pflanzenarten aus und jeden Tag verlieren wir 50.000 Tonnen fruchtbaren Boden, aber werden pro Tag 250.000 Menschen mehr. Jedes Kind lernt heute in der Schule, was diese Entwicklung für seine Zukunft bedeutet.

Die Wissenschaft warnt die Politik schon seit Jahrzehnten vor dieser Todes-Entwicklung. Die Erde heizt sich durch zu viele Treibhausgase auf, vor allem CO2 und Methan, und wird in Teilen bald unbewohnbar sein. Wenn die heutige Entwicklung so weitergeht, ist Afrika in etwa 100 Jahren unbewohnbar und Europa wird Afrika. Die UNO geht davon aus, dass schon im Jahr 2050 um die 300 Mio. Klimaflüchtlinge über unseren Globus irren werden. Die heutigen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine wollen nach dem Krieg wieder zurück und ihr Land aufbauen. Aber wohin sollen die künftigen Klimaflüchtlinge? Eine Frage, die bis heute in der Politik komplett verdrängt wird.

Auf der Pariser Weltklimakonferenz im Jahr 2015 haben alle Staaten dieser Welt beschlossen, die Erderwärmung auf 1.5, jedoch höchstens auf zwei Grad, gegenüber dem Beginn des Industriezeitalters zu begrenzen. Doch faktisch gehen wir in eine Heiß-Zeit, die um drei bis vier Grad wärmer ist. Wenn schon das reiche Deutschland seine Klimaschutzziele glatt verfehlt – wie sollen dann die armen Völker sie erreichen, die den Klimawandel auch nicht verursacht haben? Die Klimawissenschaftler des Wuppertal-Instituts oder des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sagen, dass wir das Tempo des Ausbaus der Erneuerbaren in Deutschland verfünffachen müssten, wenn wir unsere heutigen Klimaschutzziele bis 2030 noch erreichen wollten. Das hält aber kaum noch jemand für realistisch. 2021 wurden in Deutschland noch weniger Windräder aufgestellt als 2020. Und für 2022 sieht es unter einer neuen Bundesregierung nicht wesentlich besser aus. Am Ende dieser 27. Cop sollte eine Abschlusserklärung verdeutlichen, wie es mit dem Klimaschutz weitergeht. Doch am Beginn ist wegen des Ukraine-Konflikts und wegen der Kriegsdrohung Chinas gegen Taiwan nicht mal sicher, ob es diesmal überhaupt eine von allen mitgetragene Abschlusserklärung geben wird.

Außenministerin Baerbock sieht einen Erfolg der Konferenz bereits darin, dass sie in diesen Zeiten überhaupt stattfindet. Die solare Energiewende findet entweder von unten statt, als eine regionale Bürger-Energiewende, oder es wird keine Energiewende geben.